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We will play betterrr - Zu Besuch bei Lothar Matthus 11FREUNDE

Das Sta­dion von Haifa, es heißt Kiryat Eliezer Sta­dion, liegt recht schön, in Strand­nähe näm­lich. Wäre ober­halb der West­kurve nicht dieser blöde Bret­ter­zaun, man könnte gewiss ein biss­chen Meer sehen. West­kurve ist aller­dings über­trieben, außer einer Anzei­ge­tafel, auf der jetzt in Hebrä­isch, Ara­bisch und Eng­lisch steht, dass hier gleich Sachnin gegen Mac­cabi Net­anya spielen wird, trägt die West­kurve und ihr Bret­ter­zaun nichts. Keine Ränge, nichts.

Man darf vorab schon mal ver­muten, dass im erst­klas­sigen israe­li­schen Fuß­ball keine kom­pletten Sta­dien benö­tigt werden. Die gegen­über­lie­gende Ost­kurve exis­tiert aber, es ist nur kein Mensch darin. Was ande­rer­seits auch gut ist, weil man so einen freien Blick auf die Häuser von Haifa hat, die am Hang hoch gebaut sind und in denen jetzt, es ist Sams­tag­abend, die Sonne ist bereits unter­ge­gangen, somit Sabbat vorbei, die Lichter angehen. Sehr hübsch. Und noch eine Vorab-Ver­mu­tung: Man kann in einem Sta­dion des erst­klas­sigen israe­li­schen Fuß­balls sehr schöne Sachen sehen, der Fuß­ball als sol­cher gehört nicht dazu. Zumin­dest nicht unter den ästhe­ti­schen Aspekten des west­eu­ro­päi­schen Fuß­balls.

Man kann nicht sagen, dass Fuß­ball in Israel ein Mas­sen­event ist

Das Spiel, es geht für Net­anya immerhin um die Fes­ti­gung der Tabel­len­füh­rung, ist für den Gegner aus Sachnin ein Heim­spiel, das eigene Sta­dion wird der­zeit umge­baut (wahr­schein­lich wird gerade die West­kurve abge­baut). Sachnin liegt etwa eine halbe Auto­stunde von Haifa ent­fernt, es sind etwa 200 Fans ange­reist, die stehen auf der Haupt­tri­büne, gleich neben dem Bereich, auf dem ein paar Ehren­gäste sitzen, eine räum­liche Nähe, über die gleich noch zu berichten ist. Net­anya liegt auch nur 60 Kilo­meter süd­lich von Haifa, es sind etwa 300 Fans ange­reist, die stehen auf der Gegen­ge­raden. Bestä­ti­gung der Anfangs-Ver­mu­tung: Man kann nicht sagen, dass Fuß­ball in Israel ein Mas­sen­event ist. Aber die Jungs aus Net­anya haben ein Trans­pa­rent mit­ge­bracht, das hängt jetzt am oberen Rand des Sta­dions und kündet von Inter­na­tio­na­lismus und vom immer­wäh­renden Sieg: »Hasta la vic­toria siempre«, steht auf dem Trans­pa­rent, unge­logen, nicht erfunden, der Com­man­dante Gue­vara ist auch in Haifa. Ein anderer, nicht nur ideell für Mac­cabi Net­anya tätiger Welt­star, ist aller­dings noch nicht zu sehen.

Er ist aber da, ganz gewiss. Man sieht das auf der Ehren­tri­büne. So ein Welt­star hat Freunde. Die Freunde haben Freun­dinnen. Manchmal sind das auch sehr junge Freun­dinnen, die sich mit dem Geld der Freunde des Welt­stars sehr schick her­aus­ge­putzt haben. Die sitzen auf der Ehren­tri­büne. Man muss jetzt noch wissen, dass Sachnin ein ara­bi­scher Klub ist, und seine Anhänger Mos­lems sind, und Fuß­ball in diesem Teil Israels eine reine Män­ner­ge­sell­schaft ist. Und weil sich die, in der Tat noch sehr, sehr junge Freundin des Welt­stars gleich nach ihrem Abitur in Wien, so stand es in den bunten Blät­tern, die Brüste hat ver­grö­ßern lassen, und dies der Welt nun auch zeigen möchte, ahnt man schon, wozu die räum­liche Nähe der ara­bi­schen Fans zur Ehren­tri­büne führt. Genau: Etwa die Hälfte der 200 Sachnin-Fans ver­gisst später zu großen Teilen des Spiels den einen Ball auf dem Rasen und stiert sich die Augen aus.
Und dann kommt der Welt­star. Er kommt auf den Rasen, so wie er früher als Spieler auf den Rasen kam, als letzter Mann, einer­seits als einer, der den anderen den Vor­tritt lässt.

Ande­rer­seits konnte man diesen späten Auf­tritt auch als selbst­be­wusste Insze­nie­rung inter­pre­tieren: Das Beste kommt zum Schluss. Was ja auch in den Zeiten seiner aktiven Lauf­bahn meis­tens stimmte. Und was jetzt, hier an der Mit­tel­meer­küste Israels, erst recht stimmt: Das Beste, was Mac­cabi Net­anya auf­zu­bieten hat, ist Lothar Mat­thäus.

Wir hatten Mat­thäus schon in den Tagen vor dem Spiel getroffen, beim Trai­ning, am Strand von Herz­lyya, wo er ein Haus mit Meer­blick bewohnt, ein paar Auto­mi­nuten von Tel Aviv ent­fernt und ebenso weit von Net­anya. Und da war ein sehr auf­ge­räumter, sehr in sich ruhender und sehr, sehr zufrie­dener Lothar Mat­thäus zu erleben gewesen. Er hatte berichtet, wie es zu diesem doch sehr erstaun­li­chen Enga­ge­ment eines deut­schen Trai­ners in Israel kam, und dann auch noch dieses deut­schen Trai­ners. Und das hatte sich doch ganz anders ange­hört, als die Häme, die in der Heimat aus­ge­kü­belt wurde, als der neue Arbeits­platz von Mat­thäus bekannt wurde. Da war Scha­den­freude mit im Spiel gewesen, weil der eins­tige Laut­spre­cher des deut­schen Fuß­balls wohl nichts Bes­seres bekommen hätte. Und da war auch Sar­kasmus zu hören, weil die Vor­stel­lung, Mat­thäus, der König der Fett­näpfe, tram­pele in Israel durch hyper­sen­si­bles Ter­rain, doch zu aben­teu­er­lich erschien. Uli Hoeneß, der Manager des FC Bayern rief mal gleich Angela Merkel auf den Plan und wünschte sich vor­aus­ei­lend die Instal­la­tion eines Kri­sen­stabes wegen der zu erwar­tenden diplo­ma­ti­schen Ver­wick­lungen. Mat­thäus kom­men­tierte damals seinen Umzug mit dem Satz: »Ich finde Israel schon lange sehr schön.« Und da dachte man noch, ach Gott, der Lothar, was wird der schon von Israel wissen?

Er weiß eine ganze Menge. Lothar Mat­thäus kennt das Land, hat es oft bereist, hat zahl­reiche Freunde hier, weiß, wo er sich befindet, und weiß vor allem, dass die Falle mit den heiklen Äuße­rungen jeder­zeit zuschnappen kann. »Es war nicht schwer, mich zu über­reden«, sagt er. Schon einmal hatte Daniel Jammer, Frank­furter Geschäfts­mann und seit zwei Jahren Klub­eigner von Mac­cabi, um Mat­thäus gebuhlt. Aber da hatte der gerade bei Red Bull Salz­burg zuge­sagt. Dort kam es dann bekannt­lich schnell zum Zer­würfnis mit Trainer Tra­pat­toni und dessen Spaß­killer-Fuß­ball. Schon das ein Streit, der nicht gegen Mat­thäus sprach.

Was auch immer Jammer bewogen haben mag, sich einen israe­li­schen Fuß­ball­klub für zwei Mil­lionen Euro zuzu­legen – er sagt, er habe so eine glück­liche und luxu­riöse Kind­heit gehabt, da wolle er nun im armen Israel etwas davon zurück geben, er sagt, er wolle Brü­cken bauen zwi­schen Deutsch­land und Israel, er sagt, es sei jetzt die Zeit reif für Gutes – was auch immer ihn bewogen haben mag, er und mit ihm Lothar Mat­thäus haben es nicht schlecht getroffen.

»Ich habe hier die Mög­lich­keit, in Ruhe etwas auf­zu­bauen«

Schwer zu sagen, ob Israels Fuß­ball tat­säch­lich, wie Jammer sagt, im Auf­bruch ist. Sicher ist, dass die Natio­nal­mann­schaft ein wenig an Boden gewonnen hat, aber sicher ist auch, dass ein paar Ach­tungs­er­folge nicht aus­rei­chen, um Bas­ket­ball als Top­s­port in Israel auch nur ansatz­weise zu bedrängen. 350000 Euro kas­siert ein Verein der obersten Liga aus dem Fern­seh­topf, die besten Spieler der Liga, so erzählt Mat­thäus, ver­dienten so um die 200000 Euro im Jahr, ledig­lich bei Beitar Jeru­salem sei durch rus­si­sche Ölgelder schon mal ein Jah­res­ge­halt von 600000 Euro zu holen, das sind im glo­ba­li­sierten Fuß­ball keine Summen, mit denen Erst­klas­sig­keit zu errei­chen ist. Auf der anderen Seite baut Net­anya gerade an einem neuen Sta­dium, das im nächsten Jahr fertig wird, auch Sachnin baut um, andere Ver­eine ziehen nach, ein wenig tut sich also schon. »Ich habe hier die Mög­lich­keit, in Ruhe etwas auf­zu­bauen«, sagt Mat­thäus, und dann weist er mit einem Arm hinaus aufs Meer, wo ein paar Segel­boote düm­peln, »es gibt schlech­tere Arbeits­plätze, Plätze mit weniger Sonne, weniger Meer und weniger freund­li­chen Men­schen«. Man muss zur Voll­stän­dig­keit auch noch erwähnen, dass Daniel Jammer sich tat­säch­lich nicht nur mit dem Spaß an einem eigenen Fuß­ball­verein begnügt. Vor ihm hatte Mac­cabi keine Jugend­ab­tei­lung, jetzt trai­nieren und erziehen sie dort zehn ver­schie­dene Mann­schaften, haben eine Sport­aka­demie und ein Pro­gramm für Kinder aus schwie­rigen finan­zi­ellen und sozialen Ver­hält­nissen.

Und wer jetzt meint, was denn Sozi­al­ar­beit und der Aufbau von Struk­turen in ärm­li­chen Ver­hält­nissen mit Lothar Mat­thäus zu tun haben, der gibt der einen Seite des Lothar Mat­thäus, der bekannten und nerv­tö­tenden, zu viel Gewicht. Natür­lich war Lothar Mat­thäus auch immer der Gesell­schafts-Lothar, der Laber-Lothar, der sich für den Nabel der Welt hielt, »aber klar habe ich Fehler gemacht«, sagt Mat­thäus, »und bitte, an manche möchte ich nicht einmal erin­nert werden«. Aber vor allem war und ist Mat­thäus immer noch ein lei­den­schaft­li­cher Fuß­baller.

Am Vor­abend des Spiels saß Lothar Mat­thäus vor Beginn des Trai­nings in den Kata­komben des alten Sta­dions von Net­anya. Diese hier haben die Bezeich­nung Kata­komben wahr­lich ver­dient. »Nicht erschre­cken«, hatte Lothar Mat­thäus vor dem Ein­tritt noch gesagt, »ich war auch erst einmal erschro­cken.« Die Kabine ist eng und muffig, der Raum des Zeug­wartes ist eng und muffig, der Raum für den sport­li­chen Direktor ist eng und muffig und das Büro des Trai­ners, ja, das ist es auch. Und fens­terlos. Ein paar Bilder aus den 70er Jahren, als Mac­cabi Net­anya so etwas wie Borussia Mön­chen­glad­bach in Deutsch­land war und Meis­ter­titel en Gros in die kleine Stadt mit ihren 180000 Ein­woh­nern holte, hängen an den Wänden, drei alte, ver­schlis­sene Sessel, in denen gewöhn­lich die Assis­tenz­trainer hocken und sich die Anwei­sungen des Chefs abholen, stehen auf­ge­reiht an der rechten Wand, ein Spind gegen­über, an der Stirn ein Schreib­tisch, dahinter ein Stuhl, da-rauf Lothar Mat­thäus.

Und der, nein, er doziert nicht, wie man das so viele Jahre von ihm erlebt hat, der redet sich in Euphorie. Kurz sei er skep­tisch gewesen, als man ihm diese Räume gezeigt habe, marode das alles, run­ter­ge­kommen, kaputt, wie auch das Sta­dion selbst, in das 7000 Men­schen rein­passen, aber meist nur 3000 kommen, »aber dann kam der Geruch, dieser Geruch, rie­chen Sie diesen Geruch«.

Na klar, man kann das auch Geruch nennen, dieses olfak­to­ri­sche Gemisch aus Män­ner­schweiß, gemähtem Gras, Turn­beu­teln, Boh­ner­wachs, Lin­oleum, alte Turn­beutel-Ver­gesser werden sich mit Schau­dern an diesen Geruch erin­nern. »Mhmm«, sagt Lothar Mat­thäus, Welt­mann, Lebe­mann, wahr­schein­lich Mil­lionär, der in den teu­ersten Hotels der Welt resi­diert hat, der in Mün­chen, in Mai­land, in New York und wohl auch in Buda­pest als Trainer der unga­ri­schen Natio­nal­mann­schaft in den besten und teu­ersten Wohn­ge­genden lebte, »mhmm«, sagt Lothar Mat­thäus, der in der Hoch­zeit seiner Pein­lich­keits­phase in Crans-Mon­tana die mon­däne Schweizer Fernseh-Mode­ra­torin Lolita Moreno ehe­lichte, und zwar in Fei­er­lich­keiten nach Art Ludwig II., der viele Jahre von sich selbst ehr­furchts­voll in der dritten Person sprach, »mhmm«, sagt Lothar Mat­thäus, »das ist es doch. Der Geruch meiner Anfänge«.

»Hey, hey, this is not a joke!«

Und dabei wirkt er: ange­kommen. Irgendwo ange­kommen nach all den Jahren der Wan­der­schaft, als Spieler in Mön­chen­glad­bach und Mün­chen, Mai­land und New York, als Trainer in Wien und Salz­burg, Bel­grad und Buda­pest und in Bra­si­lien beim Klub Atlé­tico Par­an­aense. Steht da in einem Sta­dion, das keiner Bezirks­sport­an­lage zur Ehre gereicht, sitzt im dunklen Loch, ent­wirft dort Trai­nings­pläne, skiz­ziert mit ein paar Feder­stri­chen tak­ti­sche For­ma­tionen aufs Papier, redet von seinen Spie­lern, denen er täg­lich etwas Neues bei­bringen kann. Neues für die Spieler, für ihn sind es die Grund­lagen aus seiner Jugend, seiner Kind­heit als Fuß­ball­knirps in Her­zo­gen­au­rach, redet und redet über Fuß­ball, und da spricht nicht mehr der alte Viel­redner, nicht mehr der Dampf­plau­derer, die Augen leuchten, da redet einer von der Sache, die er am meisten liebt, ohne die er nicht sein kann, nicht sein will: Fuß­ball.
Der Reporter räumt sein reich­li­ches Erstaunen ein, dass aus­ge­rechnet Lothar Mat­thäus, der Mann des Talmis, über­schäumt vor Enthu­si­asmus, weil er Zen­trum eines Fuß­balls ist, der nur Fuß­ball im Zen­trum hat. Draußen dann, auf dem Platz, ist der Trainer Mat­thäus zu beob­achten. Er ist akri­bisch, sehr enga­giert, sehr ein­falls­reich mit seinen Übungen, als sei er Klins­mann, aber das kann ja nicht sein, es ist auch kein Ame­ri­kaner in der Nähe, und er ist sehr ernst­haft. Sein Eng­lisch klingt frän­kisch, aber er wird ver­standen, er ist auf­merksam, er sieht alles, und wenn einer seiner Spieler hinter seinem Rücken glaubt, nicht mit dem gebo­tenen Ernst seiner Arbeit nach­gehen zu müssen, dann kann Mat­thäus auch mal kurz bellen: »Hey, hey, this is not a joke!«

Merk­wür­dige Übungen macht er mit seinen Spie­lern, Elf gegen Null zum Bei­spiel, »Ja, ja« sagt er später, »die müssen über­haupt erst einmal die Lauf­wege kennen lernen, und sich auch einmal trauen dahin zu laufen, das lernen sie am besten unge­stört.« Manchmal, selten, demons­triert er auf dem Platz seine Fähig­keiten. Gab es denn so etwas wie Ehr­furcht vor dem großen Namen? »Nein, nein«, sagt Lothar Mat­thäus, »die wissen viel­leicht, wer ich bin, aber gesehen haben die mich mit Sicher­heit nie. Als ich noch gespielt habe, hatte der Fuß­ball noch einen klei­neren Stel­len­wert als heute, die haben nichts im Fern­sehen gesehen.« Aber heute, bei diesen sel­tenen Momenten, in denen Mat­thäus selber zum Ball greift, können sie sehen, dass ihr Trainer ein­fach viel, viel mehr von der Sache ver­steht als sie selbst. Da war zum Bei­spiel die Szene am Ende des Trai­nings. Ein Helfer steht im Tor und sam­melt die Bälle in ein Netz. Die Öff­nung des Netzes ist in etwa so groß wie ein Bas­ket­ball­korb. Mat­thäus steht an der Sei­ten­aus­linie, ein Ball liegt noch rum, der muss auch noch ins Netz. Mat­thäus ruft dem Helfer zu »hold the net«, schaut auf, nimmt einen Schritt Anlauf und ver­senkt den Ball ohne Rand­be­rüh­rung über 50 Meter hinweg im Netz. »Na ja, Mätz­chen«, sagt er leise. Ein Lothar Mat­thäus ist fähig zur Selbst­ironie? Der Standort Israel scheint wirk­lich sein Standort zu sein.
Er soll es nicht bleiben. Auf zwei Jahre ist sein Enga­ge­ment bei Mac­cabi erst einmal begrenzt.

Bis dahin will er Meister werden, »ist aber fast nicht mög­lich mit unserem Etat von knapp fünf Mil­lionen Euro«, und bis dahin, aber das sagt er nicht, will er wohl genug Meriten gesam­melt haben, damit end­lich, end­lich auch einmal die Bun­des­liga auf ihn schaut. Chef Jammer sieht ihn zwar noch einen Schritt weiter, glaubt, dass der Weg von Lothar Mat­thäus in die Natio­nal­mann­schaft führt, und zwar in die deut­sche, aber »ich würde mir die Bun­des­liga zutrauen«, sagt Mat­thäus. Doch die traut ihm offen­sicht­lich noch nicht. Nach den beiden Anfragen aus Frank­furt und Nürn­berg vor zwei Jahren ist kein Bun­des­li­gist mehr an ihn her­an­ge­treten. Damals schei­terten, so hieß es, die Ver­hand­lungen an Fan­pro­testen gegen die »alte Bayern-Sau«. Aber viel­leicht schei­terten sie auch am feh­lenden Mut der Ver­eine, es mit dem Fach­mann Lothar Mat­thäus und dem bou­le­var­desken Men­schen Mat­thäus zugleich auf­zu­nehmen. »Mag sein«, sagte Mat­thäus in der Sonne von Herz­lyya, »aber stimmt das heute noch? Ich mache doch schon seit Jahren nichts mehr mit der ›Bild‹, das ist doch auch alles Geschichte.« Was nicht zu leugnen ist und eine Abwe­sen­heit aus den Schlag­zeilen bedeutet, die wohl­tuend ist für die Öffent­lich­keit und offenbar auch für ihn.

Es ist also an diesem Abend in Haifa, als Mat­thäus als letzter seiner Mann­schaft den Innen­raum betritt, gar nicht mehr über­ra­schend, dass Lothar Mat­thäus in diesem seiner scheinbar unwür­digen Ambi­ente so gar nicht frem­delt. Er schaut den Hang hoch zu den Häu­sern Haifas, schaut sich um im eben nicht weiten Rund, winkt einmal kurz zu den Hun­dert­schaften, die aus Net­anya ange­reist sind, lächelt. Er hat keinen Anzug an, er hat auch keine Sport­kla­motten an, auf solche Mar­gi­na­lien mag in der Bun­des­liga geachtet werden, Mat­thäus trägt, den 29 Grad ange­messen, Frei­zeit­klei­dung, er ruft noch ein paar Anwei­sungen, dann nimmt er auf der Bank Platz. Seine Mann­schaft spielt, was sie kann, das ist mehr, als der Gegner aus Sachnin, das dürfte noch nicht rei­chen für die deut­sche 2. Liga. Aber auf­fällig ist schon, dass sie die Elf gegen Null-Übung vom Vor­abend nun auch am lebenden Objekt aus­pro­bieren. Erfolg­reich. Lothar Mat­thäus und sein Mac­cabi Net­anya gewinnen 1:0, sind fürs erste weiter Tabel­len­führer. »We can bet­terrr«, sagt Lothar Mat­thäus mit dem »r« des Franken in ein paar Mikro­fone, »and we will play bet­terrr.« Die Wahr­schein­lich­keit, dass es so kommt, ist groß.

Und dann, dann sollte die Bun­des­liga warten. Schalom, Lothar.

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